Mittwoch, 12. Januar 2011

Kultureller Abend

Die nachfolgenden Zeilen spiegeln nur meine Gedanken, Empfindungen und Meinung über das gestern Abend erlebte Referat wieder. Sie sind nicht als Wertung oder gar Kritik als solches anzusehen, da Kritik mir in keinster Weise zusteht.
Jeder Mensch hat nicht nur seine eigenen Vorstellungen und Ansichten vom Leben, oder wie hier von Kunst und Kultur, er sollte sie auch entsprechend vertreten können und dürfen. Wenn ein Gedicht oder ein Bild von einem Künstler mir nicht gefällt, heisst das nicht das selbiges oder die anderen deswegen schlecht sein müssen, oder eine andere Person zwingend meiner Meinung sein muss.
Aus diesem Grunde bitte ich jeden der sich die Mühe macht hier bis zum Schluss zu lesen, sich seine eigene Meinung zu bilden. Noch mehr würde ich mich freuen, wenn entsprechende Meinungsvielfalt hier geäussert werden könnte und würde. Zumal ich zwar einige Punkte angeschnitten habe, aber es gerade auch im Bereich Kinder und Jugendarbeit noch viele ausstehende und problematische Fragen gibt.


Danke für euer Verständnis. 


robe






Es ist nach meiner Ansicht auch eine Art von Kultur, bei entsprechenden Reisen auf einen Kulturbeutel nicht zu verzichten. Na gut. Manche sagen Waschtasche, Frauen gerne "das nötigste" dazu. Zumindest ist es aber eine Kunst, einen Reisekoffer fachgerecht einzupacken.

Aber darum ging es eigentlich gar nicht gestern Abend bei dem Referat. Sondern um

" Lässt sich Kunst vermitteln?".

Klang sehr spannend und vielleicht informativ. Zumal sich diese Frage auf Anhieb ja nicht mit einem Ja, so beantworten lässt. Auf alle Fälle waren wir gespannt, also die Hauschefin und ich. Und wahrscheinlich ging auch jeder von uns beiden mit anderen Erwartungen zu dieser Veranstaltung. Sie hatte allerdings von uns beiden den schwereren Part zu absolvieren. Immerhin sollte sie einen Artikel für das Thuner Tageblatt darüber schreiben. Wohingegen ich meiner Fantasie nicht nur freien Lauf lies, sondern entsprechende Fragen zum Thema hatte. Leider war die Zeit dermassen eng bemessen, dass der Abend alleine für meinen Fragekatalog nicht ausgereicht hätte. Und so lauschte ich dem Referrenten, welcher übrigens Kunstkritiker mit Leib und Seele nach seiner eigenen Aussage einmal war.

War, heisst in diesem Fall, ein 40 jähriges, aufregendes und abwechslungsreiches Berufsleben, welches ihn vom Lehrer zum Museumsdirektor, über Autor, bis hin zum Kulturkritiker schlecht hin brachte. Die richtige Reihnfolge habe ich jetzt nicht mehr so richtig in Erinnerung. Das Alter halt.
So etwas hinterlässt natürlich Spuren. Weniger von der Erscheinung selber, als viel mehr von der Art und Weise des Referates.


Laut Wikipedia zum Thema Referat:"...Bei einem vorgetragenen Referat geht es in erster Linie um die Wiedergabe bekannter Tatsachen und Gedanken...". Heisst vor allem der eigenen.
Für meinen Geschmack war die erste und grössere Veranstaltungsälfte durch entsprechende Selbstdarstellung und Wesenszüge der persönlichen Entwicklung "überreferiert". Aber Ansichten sind manchmal vom Betracter ausgesehen ja immer relativ. Allerdings beantwortete er mir dadurch gleich zu Anfang eine wichtige Frage.

"Sind Künstler besondere Narzzisten"?

Scheinbar schon. Zumal er ja auf seine Art auch ein Künstler war und ist Aber eine gewisse Selbstliebe steckt ja am Ende auch in jedem von uns. Solange diese Selbstliebe gesund ist, stellt sie ja auch kein bleibendes Risiko für die Umwelt dar. Ich komme schon vom Thema leicht ab. Zurück zum inhaltlichen gestrigen Abend.

Es wurde viel erklärt, gezeigt, orakelt und natürlich vorrausgesetzt. Das mit der Vorraussetzung,  was den tatsächlichen und künstlerischen Teil der Veranstaltung betraf, war für mich als uneingeweihten allerdings schnell und leicht erklärlich. Nicht nur weil die Hauschefin und ich nach optischen Kriterien hier die jüngsten Teilnehmer offenbar waren, sondern es sich hier um eine Art Treffen eines engen und näher bekannten Höhrerkreises sich handeln musste, welcher in regelmässigen Abständen entsprechende und tiefschlürfende Abende abhält. Und manche hatten es entweder aufgegeben ihr Alter zu verschleiern, oder es einfach nicht mehr nötig. Zum Thema "Jugendquote". Danke.

Allerdings fand ich den Mut erstaunlich, welchen er in tiefgreifenden und teilweise resignierenden Aussagen zum Ausdruck brachte. Wahrscheinlich steckte mehr als nur die lebenslange Berufserfahrung dahinter. Ob diese Stimme allerdings von den zuständigen und verantwortlichen Kulturobleuten gehört und verstanden wird, ist die zweite Frage. Vorbehaltlos kann, nein muss ich mich seiner Ansicht anschliessen, dass die heutige Kunst ein Mittel zum Zweck geworden ist. Sie befindet sich zum Teil Lichtjahre vom kulturellem Ursprung entfernt und wird immer mehr zum Konsumprodukt unserer Zeit degradiert. Immer mehr wird Kultur als Anlagartikelt und weniger zum Genussobjekt erklärt und erhoben. Entsprechende Beispiele führte er nicht nur bildlich auf, sondern beweisen auch die emensen Unsummen, welche private Anleger bei "Kunstauktionen" aufbringen. Viele künstlerische und sinnreiche Objekte verschwinden dadurch in diversen Bankschliessfächern, gehen wahrscheinlich für die Allgemeinheit verloren.


Die andere Seite war das Einbringen der Kinder und Jugendlichen in die Welt der Kunst. Das Verständnis und die entsprechende Förderung. Wobei die Frage sich aufwirft, ist Kunst erlernbar? Und wenn ja wie. Die heutigen Kunstschulen und da musste ich ihm auch wieder Recht geben, produzieren immer mehr Masse, statt Klasse. Und nur wer eine entsprechende Ausbildung nachweisen kann, hat vielleicht "berechtigte" und wohlwollende berufliche Karrierechancen. Alles andere fällt dadurch automatisch unter die Ruprik, "Basteln" und "Freizeitleinendarstellung". Ist das der richtige und anstrebenswerte Weg?

Was ist eigentlich Kultur, von der wir heute im allgemeinem reden? Ist sich benehmen können nicht auch eine Art von Kultur?  Ist ein entsprechendes und kreatives Speissegericht zu zaubern nicht auch eine Kunst? Wer legt eigentlich am Ende fest was Kunst wirklich ist? Sind es nicht am Ende die "Kultur und Kunstkonsumenten" selber, als wir? Eine ausgeleerte Mülltüte in der Mitte eines Museumssaales, ist dads nun Kunst, oder Dummheit? Wer schreibt uns vor ein Bild für schön zu befinden oder auch nicht? Ist das nicht am Ende wieder nur eine Art von Zwang dem wir uns aus Bequemlichkeit beugen? Ist es nicht viel besser der eigenen Fantasie freien Lauf zu lassen, um für sich selber entscheiden zu dürfen und können was schön ist und was nicht?

Also ihr seht, dass es gerade auch in der Hinsicht sicherlich noch mehr Fragen dazu geben würde. Aber einen Teil davon, wurde ja am Ende auch erklärt. Allerings wieder aus der Sicht einer Zweitperson. Das sind Fragen, welche vielleicht wieder neue aufwerfen. Aber eine entsprechende Antwort darf und sollte man nicht von anderen erwarten, schon gar nicht von Kunstkritikern. Die Antworten muss man sich selber beantworten. Auch wenn es dauert und vielleicht an entsprechenden Erfahrungen im Augenblick mangelt. Ich denke so wie ich ein Bild betrachte, ein Buch gerne lese, oder gar mir einen Film gerne anschaue, so kann "mir" auch etwas nicht gefallen. Geschmack und Meinungen gehen immer auseinander. Und das ist gut so. Die Fragen die ich hatte, sollten am Ende ja auch nur als Diskussionsgrundlage im allgemeinen gelten. Die Antworten hingegen nur zum Nachdenken anregen und nicht als "Lehrstunde" der eigenen Lebensauffassung vermittelt werden. Allerdings war eine entsprechende und anregende Diskussion als Höhepunkt in Erwartung gestellt wurden. Diese kam nicht nur auf Grund der oben schon benannten "Einführungsselbstdarstellung" zu kurz, sondern auch die Art des Farge und Antwortspieles. Wenn ein Refernt etwas leicht nervös auf die Uhr schaut, um aufkommende Fragen oder Gesprächsbereitschaft des Publikums schon im Keinm zu ersticken, war dies für mich kein befriedigendes Kunsterlebnis.

So gesehen war ich etwas leicht enttäuscht, hatte mir mehr versprochen. Aber auf der anderen Seite waren einige Punkte welche "angesprochen" wurden, über die es sich lohnt nachzudenken. Unterm Strich also doch ein gelungener, vor allem kultureller Abend?


robe

4 Kommentare:

  1. Kunst ist es in meinen Augen jemanden von einer Darstellung zu fesseln, estwas aufzunehmen was andere nicht beachten und etwas zu entwerfen was nicht alle schön finden.
    Kunst ist ein Thema über das man streiten kann weil es zu viele verschiedene Geschmäcker gibt, was Kunst auch interessant macht.
    Ist Kunst komerziell geworden ? Ja, leider !
    Hast Du keine Ausbildung bist Du nichts, doch grade die Maler die es nicht gelernt haben wurden berühmt...leider erst nach ihrem Tod.
    Kunst sollte für jeden zu veröffentlichen sein.Man sollte sich nicht die Hacken abrennen müssen um eine Ausstellung zu haben.Ich sehe es mit meinen Fotos, nicht gelernt, keine Profikamera, dennoch ein gutes Auge für Momente und Bilder, dennoch, nur für den Hausgebrauch.
    Naja, man könnte nen Roman darüber schreiben wie wenig Chancen ein unbekannter Künsler hat bekannt zu werden, ich hör nun mal auf und verbleibe mit nem schönen Abendgruss.

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  2. Weißt du, ich kenne solche Selbstdarsteller zur Genüge, die jeden Protest, jedes Nachfragen im Keim ersticken, aber wahrscheinlich wandele ich gerade auf einem sehr schmalen Grad.

    Und Kultur ist für mich persönlich etwas ganz anderes als Kunst. Da tendiere ich doch eher zu deinen Ansätzen, ein höflicher Umgang, Regeln, ein delikates Menü, was dann ja schon fast wieder Erotik ist, Erfahrungen, Anschauungen, sozusagen die Kultur der Völker.

    Das alles verbinde ich nur zum Teil mit Kunst, von der ich zugegebener Maßen eigentlich keine Ahnung habe, bei mir gibt es da nur die Kategorien schön-nicht schön- erklärlich- unerklärlich und UNFUG, naja da schließt sich dann auch schon der Kreis zu deinem Gedicht, das ist nicht schön, denn es zeigt die Fratze der Menschen, aber erklärlich und richtig, nur steckt nicht in uns allen so ein kleiner Teil Gleichgültigkeit? Es sind doch nicht immer nur die Anderen?

    Lg Shoushou

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  3. Hallo Rolfi,
    interessantes Thema mit enttäuschendem Referenten, wie ich aus Deinen Zeilen lese.
    Aber es ist gut, sich immer wieder neu Anregungen zu holen.
    Liebe Grüße
    Ika

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  4. Berlinerin, Shoushou und Ika.


    Ich danke euch dreien für eure Gedanken. Vorallem für deine sehr ausführlichen, liebe shoushou. Im Augenblick fehlt mir aber leider irgendwie die Kraft und Muse entsprechend näher noch darauf einzugehen. deswegen nocheinmal Dankeschön an euch drei und eine wunderschöne Restwoche die ich euch wünsche.


    rolf

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