Dienstag, 23. November 2010

geschichtliche Geschichte

Also auf Grund der Animation eines mit dem persönlichen Delirium "Memorandum" kämpfenden Bloggers, sehe ich mich ebendfalls genötigt, endlich da weider zu machen, wo ich vor Monaten einmal aufhörte. Nicht mit dem Portwein, sondern mit der Zusammenfassung der "Erinnerungen aus dem roten Meer".
Genau. Für alle die es zwar nicht interessieren sollte,aber dennoch keine Ahnung haben um was es genau ging, oder geht, hier eine kleine Info in Kurzform.

"De Isch" wurde wie viele andere auch einmal geboren. Soll ja vorkommen. Dieses Ereignis war im Jahre 1962 nach Christiene. Die Aufzucht und das Erwachsenwerden, zog und zieht sich hingegen bis heute hin. Wobei ich mir öfters anhören muss, dass ich es nie schaffen werde. Also erwachsen zu werden.Kindskopf und dergleichen ist noch eine harmlose Umschreibung dabei..
Jedenfalls hatte sich mein Ego vorgenommen jene Reife inkl. der daraus resultierenden Erfahrungen in schriftlicher Form fest zu halten. Vielleicht für die Nachwelt einmal, eher für mich wie es scheint. Mittlerweile bin ich nun endlich bei 1989 angelangt. Ich meine rein schreibtechnisch. Die entsprechende Aufarbeitung, oder besser Zusammenfassung der einzelnen "Geschichtszellen" erfolgt nun. Aus diesem Grund möchte ich auch wieder einmal eine kleine Episode aus dem sozialistischem Alltag jener Zeit hier kund tun. Für alle die immer noch nicht den direkten Anschluss gefunden haben sollten, vielleicht zur Auffrischung, Erinnerung, oder gar Neuentdeckung, hier ein kleiner Wink mit einem Link. Zeitreise
Los gehts





Arbeitsalltag     (auszugsweise)


Sozialistisch Arbeiten, heisst auch sozialistisch denken. Jedenfalls wurde uns das immer in der Schule nicht nur gesagt, sondern auch entsprechend beigebracht. Und das bedeudete wiederum, dass während der Arbeitzeit die Maschine abgestellt, dass Werkzeug bei Seite gelegt wurde, nur um vielleicht irgend eine Versammlung besuchen zu dürfen. Meistens ging es dabei um sinnvolle Arbeitszeitauslastungen, oder um die effeektive Produktionssteigerung zum Wohle des Arbeiter und Bauernstaates. Es wurde mit Planerfüllungszielen und deren Realisierung in Form von Zahlen und Statisken um sich geworfen. Im schlimmsten Fall ging es auch nur um eine Information der Kreisleitung, welche in entsprechender und wichtiger Theatralik vom betreibseigenem Direktor vorgetragen wurde.
Ich rede hier von einer Zeit, als ich mir die ersten Prämien als Hochdruckdampfkesselwärter in einem VEB verdienen wollte.

In unserem Betrieb wurde für die tägliche Versorgung der Bevölkerung "hochwertige" Nahrungsmittel in Fleisch und Wurstform verpackt, hergestellt. Vorallem aber auch für das "nicht sozialistische Wirtschaftsgebiet", auch kurz NSW, oder damals noch BRD genannt. Aus diesem Grund konnte sich auch besagter Betrieb eine eigene Dampferzeugungsanlage auf Rohbraunkohlebasis mit Brikettbeimischung  leisten. Die Anlage selber stammte noch aus der Gründerzeit der industriellen Revolution in der damaligen DDR. Also von 1950 oder so. Sie wurde aber im laufe der Jahre auf den neusten Stand der Technik zumindest umorganisiert. So entfiel die Beschickung der einzelnen Dampferzeuger mit Kohle durch Handarbeit. Die Kohle fiel nun von oben durch einen Schacht nach unten, wurde durch eine Wurfscheibe in den Heizraum geworfen und musste nun nur noch nach ca. 5 Minuten mit einer verlängerten Eisenstange, welche die Form eines übergrossen Eiskratzers hatte, gleichmässig verteilt werden. Es war nicht nur gefährlich, sondern auch eine Knochenarbeit ohne Vergleichsmöglichkeit. Bei drei pro Arbeitsschicht zu bedienenden Kesseln plus der ständig zu kontrollierenden Wasseraufbereitungsanlage, konnte man sich wirklich nie über Langeweile oder dergleichen beklagen. Egal zu welcher Jahres oder Tageszeit. Bei uns wurde an 7 Tagen in der Woche und 365  im Jahr geheizt was die Kessel hergaben. Sogenanntes rollendes Schichtsystem. Allerdings nicht nur wegen der Wurstproduktion an sich, sondern wegen der kleinen, unscheinbaren, aber desto wichtigeren Wärmeversorgung des Gästehauses der SED, welches mit an unserem Dampfsystem angeschlossen wurde.

Dieses Gästehaus der damaligen Bezirksleitung war wie ein Schloss aus den Märchen von 1001 Nacht. Wahrlich nicht so schön, aber um so Sagen umwobener. Keine Information drang je aus diesem gigantischem, halb im Wald versteckten "Hotel" jemals an die Öffentlichkeit. Um so mehr die nicht zu überhörenden Klänge, bei angesagten Gelagen für meistens handverlesene Obrigkeiten. Schliesslich war Berlin ziemlich weit entfernt und die Genossen auf dem Berg da oben, die Grossfürsten des Bezirkes Gera. Und jeder hatte nicht nur entsprechend zu dienen, sondern auch seinen Beitrag zur Erhöhung und Verbesserung der Volkswirtschaft im besonderen zu leisten.
Diese Dienstbarkeit umging manchmal die bürokratischsten Wege. Allerdings nur solange, wie selbige die Interessen obig benannter Hotelanlage der Genossen betraff.

Im Jahr 1986 z.B. wurde die allgemeine Wärme und Energieerzeugung der Bevölkerung wieder einmal wie schon so oft in den Jahren zuvor, auf eine harte Bewährungsprobe gestellt. Der sozialistische, klimatische Klassenfeind, auch Winter genannt, schlug erbarmungslos zu. Sämtliche Tagebaugebiete der Republik kämfpten nicht nur mit der kalten und frostigen Jahreszeit, sondern auch mit dem Plansoll der Kohleproduktion. Und so konnte es passieren, dass wir an manchen Tagen in jenen Wintertagen die Fahnen zwar nicht auf Halbmast, aber entsprechende Produktion bis weit unter die Hälfte drosseln mussten. Und nur, weil entweder keine Kohle da war, oder die vorhandene die Qualitätsansprüche jeder Gärtnerei erfüllt hätte, aber zum Heitzen nicht taugte. Und genau in jene kalte Jahreszeit, sagte sich eine ausländische Delegation aus dem warmen und brüderlichem Zentralafrika an. Keiner wusste was genaues, aber alle hatten für entsprechende afrikanisch klimatische, brüderliche Verhältnisse zu sorgen. Und plötzlich war es auch möglich, das 2 Kesselwärter an einem verlängertem Wochenende Dauerschichten "fahren" durften. Natürlich mit entsprechender Sonderprämierung, welche sofort und in bar ausbezahlt wurde. Selbst der Betriebsdirektor sorgte für unser kulinarisches Wohlergehen, indem wir Produktionsleckereien offiziel gereicht bekamen, welche wir sonst immer nur aus dem Betrieb schmuggeln mussten. Dazu noch Mundgerecht. Plötzlich fuhr ein Sonder LKW der Energieversorgung nach dem anderen auf unseren Hof, um seine wertvolle Fracht in die hungrigen Kohlebunker zu entleeren. Nicht etwa billigste Rohbraunkohle, sondern hochwertige Steinkohlebriketts der Güteklasse Westgermany.

Draussen Minusgrade, dass selbst die teilweise im warmen Kesselhaus verlaufenden Wassersteigleitungen zu gefrieren drohten und hier genau am Kessel selbst für uns ungewohnte Temeraturen, dass wir nur mit einem dünnen Schutz bekleidet rum laufen konnten. Was natürlich verboten war wegen der Verpuffungs und Flammenrückschlaggefahr. Aber es ging ja hier um die brüderliche Delegation aus Zentralafrika. Und jeder war bereit mit seinem Leben ihnen ein warmes Leben zu ermöglichen. Ihnen das Gefühl zu geben dass sie nicht bei Freunden waren, sondern zu HAuse in ihrem Dorf.
Es wurde selbst dann noch aus allen Rohren geheitzt, als die afrikanischen Genossen wegen der afrikanischen Wärme in ihren Quartieren, die Fenster weit über Nacht öffnen mussten. Für diese Sicherheit in unsicheren Tagen, war allerdings wieder eine andere "Sicherheit" verantwortlich.


Sozial ist nur noch dann relevant, wenn es sich rechnen lässt. Stammt nicht von mir, aber fällt mir gerade noch passend dazu ein. ;-)

Schöenen Abend noch.


rolf

4 Kommentare:

  1. Puh das Leben war hart bei Euch da drüben, da möchte ich nicht tauschen :-)
    Jetzt weiss ich auch wieso da so ein Frostie daraus geworden ist ;-)
    Ach und das Du es nie schaffen wirst, nicht schlimm...schönen Abend fürs Erste

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  2. Die mir am besten in Erinerung gebliebene zeit war der Winter 1986. Da mussten wir als STudenten die gesamte Leipziger Innenstadt vom Schnee befreien, da die Heizwerker befürchteten, dass die offen verlaufenden Fernwärmeleitungen zusammenbrechen.Das waren solche Lasten an Schnee, wir wussten gar nicht wo anfangen und gewärmt haben wir uns von Innen mit Schachterfusel, aber wir habens überlebt gelle?

    LG Shoushou

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  3. Hallo Bianca.


    Es war vielleicht, nein es war schon etzwas anders. Hart? Keine Ahnung. Schliesslich lebten 17 Millionen Menschen auf relativ engem Raum zusammen und man kannte es bis damals ja nicht anders. Es war aber auch schön. Jedenfalls habe ich die schlechten "Zeiten" schon schnell ausgeblendet und erinnere mich lieber an die schönen Sachen. Nur manchmal gelingt es nicht immer. :(

    LG rolf

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  4. Hallo Shoushou.

    Na toll und typisch Studenten. ;-) erinnern sich am besten und am meisten an den "Fussel". :) :) :) Aber das Zeugs war ja auch wie Rattengift mit der positiven Nebeneigenschaft, dass die Leber im Winter niemals einfrieren konnte. ;-) Wir bekamen sogar, als ich noch bei der Wismut war 6 Liter im Monat als Depotat. kannst dir ja vorstellen, was jeden früh gerade nach der Nachtschicht im Zug da los war. ;-) Und du hast Recht. Was uns nicht getötet hat, konnte uns nur noch stärker machen. Denn ja, wir haben es überlebt. Gelle! ;-)


    LG rolf

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